vorträge
was? | wer? | wo? | wie lang? |
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Zobelfelle, Lachs, Rentiere und Erdöl.Kolonisierung und Widerstand der Khanten in West-Sibirien |
lotta | raum mit beamer | ca. 2 std (inkl. pause & diskussion) |
Die Khanten gehörten im 16. Jh. zu den ersten indigenen Gruppen, welche russische Kosakentruppen unter dem „Eroberer Sibiriens“ Jermak, auf ihren Expansionszügen nach Asien antrafen. Sie versuchen sich gegen die erzwungene Abgabe einer Pelzsteuer an das Großfürstentum und die Errichtung von Festungen zu wehren. Seit dem ist das Siedlungsgebiet der Khanten in West-Sibirien Schauplatz eines Kampfes zwischen imperialer Expansion, Extraktion und Unterdrückung und anhaltendem indigenem Widerstand dagegen. In der Zeit der UdSSR wehren sich die Khanten gegen die zunehmende religiöse und kulturelle Unterdrückung in der so genannten Kazym-Rebellion. Sich gegen Umweltzerstörung und weiteren fossilen Raubbau zu stellen wird in einem Staat der zunehmend autoritärer gegen politische Dissidenten vorgeht, immer gefährlicher. Eine Entwicklung, die nicht erst seit dem Ukrainekrieg stattfindet, aber durch diesen zweifellos beschleunigt wurde. In Putins Eroberungskrieg sind es ebenfalls die indigenen Bevölkerungen Russlands, welche die überproportionale Last an Rekrutierungen tragen müssen. Kolonisation ist weder ein schneller noch ein eindimensionaler Prozess. So lohnt es sich, die lange Geschichte der Chanten im Wechselspiel mit verschiedenen staatlichen Akteuren zu betrachten und dabei diverse Mechanismen kolonialer Unterdrückung aber auch des Widerstandes dagegen beispielhaft kennenzulernen. Neben dem Vortrag wird es Bücher und weiteres Material zu den Khanten und zum Zusammenhang von dekolonialer Politik mit Umweltthemen im Allgemeinen geben, welche dazu einladen sollen ins gemeinsame Gespräch zu kommen. | |||
Vom Exklusiv-Urlaub der Eliten zum Massentourismus.Eine kritische Geschichte der Kreuzfahrt |
lotta & karl | raum mit beamer | ca. 1,5 std (inkl. diskussion) |
Wer an einer Kreuzfahrt teilnehmen kann und wie diese Urlaubsform in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, hängt stark mit der Gesellschaftsstruktur, dem Wirtschaftssystem und der jeweils vorherrschenden politischen Ideologie zusammen. Die Kreuzfahrt im heutigen Sinne geht auf Entwicklungen des 19. Jahrhunderts zurück. Sie bot den großen Reedereien eine willkommene Möglichkeit, ihr Portfolio von Passagierverbindungen um Luxusreisen für die zahlungskräftige Elite zu erweitern. Die Nationalsozialisten schufen mit dem Freizeitwerk „Kraft durch Freude“ eine Organisation, die es einfachen Arbeiter*innen erstmals ermöglichte, an Pauschalreisen teilzunehmen. Kreuzfahrten waren ein wesentlicher Bestandteil des Programmes, welches Zustimmung für ein unterdrückerisches Regime generieren sollte. Auch im „real existierenden Sozialismus“ der DDR gab es staatlich organisierte Kreuzfahrten. Die betont egalitären Kabinen sollten ein Spiegel der Gesellschaft sein, doch tatsächlich war der Urlaub nur besonders partei-treuen Personen vorbehalten. Im neoliberalen Kapitalismus steht die Kreuzfahrt für individuelle Freiheit und maximales Urlaubsvergnügen zu eine vergleichsweise günstigen Preis. Die Kosten für Umwelt und Allgemeinheit werden ausgeblendet. |
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